Proteinbasierte Therapeutika

Bei BioNTech nutzen wir unser Fachwissen, um verschiedene biologische Signalwege des Immunsystems für die Behandlung verschiedener Erkrankungen nutzbar zu machen. Proteinbasierte Therapeutika sind durch die fundamentale Rolle von Proteinen in allen biologischen Prozessen und den technologischen Fortschritten in der synthetischen Proteinproduktion zu einem wichtigen Ansatz in der modernen Medizin geworden. Wir nutzen eine Vielzahl von unternehmenseigenen als auch erworbenen proteinbasierten Technologien der nächsten Generation, darunter Antikörper, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und synthetische Lysine. Unser Ziel ist es, die Anwendung proteinbasierter Therapeutika auf einen breitere Patientengruppen sowie auf neue Indikationen in der Onkologie und bei Infektionskrankheiten auszuweiten.

Antikörper

Wir entwickeln die nächste Generation immunmodulierender Antikörper, die das Immunsystem gegen Krebs aktivieren.

Antikörper sind Teil des natürlichen Abwehrmechanismus unseres Körpers, bei dem Krankheitserreger gefunden und zerstört werden. Es gibt auch unterschiedliche Antikörper, um verschiedene Krebsarten zu markieren und das Immunsystem gegen den Krebs zu richten. Hierbei können die Antikörper den Angriff des Immunsystems auf diese Zellen verstärken, modifizieren oder nachahmen

Bei BioNTech nutzen wir unsere Expertise, um verschiedene biologische Mechanismen des Immunsystems für den therapeutischen Einsatz nutzbar zu machen und bahnbrechende Immuntherapien gegen Krebs zu entwickeln. Dabei verwenden wir eine Reihe verschiedener Antikörper-Technologien, die auf unserem sowie dem technologischen Know-How unserer Partner basieren. Hierzu gehören bispezifische Antikörper basierend auf unserer Plattform für Checkpoint-Immunmodulatoren der nächsten Generation sowie monoklonale Antikörper, die zu unserer Plattform für zielgerichtete Krebs-Antikörper gehören.

Auf einen Blick: Antikörper als therapeutische Wirkstoffklasse

  • Bewährte Technologie, die die Krebsbehandlung durch das Einbinden des Immunsystems fundamental verändert hat, wodurch der Behandlungserfolg und die Lebensqualität gesteigert werden konnten 
  • Natürlich vorkommende Moleküle, die die erste Verteidigungslinie des Immunsystems bilden
  • Flexible Wirkstoffklasse, die auf eine oder mehrere gewünschte Zielstrukturen zugeschnitten werden kann
  • Etablierte Produktion für die breite kommerzielle Anwendung

Wir verwenden mehrere Antikörperformate, um hochwirksame Therapeutika für verschiedene Krebsindikationen zu entwickeln

Bispezifische monoklonale Antikörper sind eine wirkungsvolle neue Behandlungsmöglichkeit, da sie unterschiedliche Zielstrukturen gleichzeitig binden können, etwa Proteine von Krebszellen oder von Immunzellen. Diese Eigenschaft kann sie in komplexen Krebsindikationen relevant machen, bei denen die Immunzellen Schwierigkeiten haben, Tumorzellen zu erkennen oder bei denen die Immunabwehr auf mehr als ein Zielmolekül gerichtet werden soll.

BioNTech entwickelt zusammen mit Genmab speziell formatierte bispezifische Antikörperkandidaten, die zwei Zielstrukturen gleichzeitig binden können. Diese neue Klasse von sogenannten Checkpoint-Immunmodulatoren wurde entwickelt, um zwei Effekte zu erreichen: Sie sollen einerseits Zielstrukturen blockieren, die Krebszellen zur Unterdrückung des Immunsystems nutzen. Gleichzeitig sollen sie bestimmte Funktionen von Immunzellen stimulieren. Dieser Ansatz hat das Potenzial, zytotoxische Eigenschaften in der Tumorumgebung zu verstärken, die zur Zerstörung der Krebszellen führen. Weitere Informationen zu unseren Antikörper-Kandidaten finden Sie hier.

Monoklonale Antikörper (mAbs) sind eine spezielle, im Labor hergestellte Klasse von Antikörper-Therapien. Sie wurden zur Erkennung und Bindung spezifischer Proteine auf Krebs- oder Immunzellen entwickelt. Diese zielgerichteten Antikörper können eingesetzt werden, um eine bestimmte Zielstruktur auf der Oberfläche von Krebs- oder Immunzellen zu binden, um sie so für die nachfolgende Vernichtung durch Immunzellen zu markieren. Darüber hinaus können sie so konzipiert werden, dass sie die Oberflächenproteine von Immunzellen binden und damit deren Aktivität modulieren, z. B. durch die Stimulation oder Hemmung bestimmter Signalwege.

In einem unternehmenseigenen Programm entwickeln wir monoklonale Antikörper gegen eine neuartige Zielstruktur, die sich speziell auf Zellen in Bauchspeicheldrüsenkrebs und gastrointestinalen Tumoren findet. Diese Zielstruktur spielt bei der Entstehung von Metastasen eine wichtige Rolle und ist ein Hinweis auf eine aggressive Krebsform. Die direkte Blockade der Zielstruktur durch einen monoklonalen Antikörper bietet daher die Möglichkeit, eine Streuung von Krebszellen in andere Gewebe zu hemmen und so die Entstehung von Metastasen zu verhindern.

In Kooperation mit Genmab entwickeln wir einen monoklonalen Antikörperkandidaten, der T-Zellen binden und stimulieren soll, um so die Antitumor-Immunität zu (re)aktivieren und zu steigern. Darüber hinaus entwickeln wir gemeinsam mit OncoC4 einen monoklonalen Antikörper, der immunsuppressive T-Zellen (regulatorische T-Zellen, „Treg“) in der Mikroumgebung des Tumors binden und hemmen soll. Das Ziel dieses Ansatzes ist es, die Inhibition der Aktivität von T-Zellen zu verhindern und damit die Anti-Tumor-Wirkung zu verstärken.

Unsere Antikörper-Entwicklungsplattformen ermöglichen die schnelle und effiziente Entwicklung neuer mAb-Kandidaten, um einen Wandel in der Krebstherapie voranzutreiben

Unsere Antikörper-Entwicklungseinheit kann hochspezifische und funktionale monoklonale Antikörper (mAbs) entwickeln und herstellen. Diese Antikörper sind für ihre außergewöhnliche und einzigartige zielgerichtete Spezifität und hohe Affinität bekannt. Gleichzeitig weisen sie ein reduziertes Immunogenitätsrisiko auf, was mit dem einem besseren Verträglichkeitsprofil verbunden ist. Diese unternehmenseigene Entwicklungseinheit wird auch für die Identifizierung alternativer Antikörperformate genutzt. Mithilfe unserer Antikörper-Entwicklungsplattform arbeiten wir an tumor- und immunzellspezifischen Bindern für unsere Wirkstoffklassen.

Wir wollen eine revolutionäre Klasse von Antikörpertherapeutika schaffen, die direkt im Körper des Patienten bzw. der Patientin produziert werden. Dafür kombinieren wir unser tiefgreifendes Wissen über Antikörper mit unserer mRNA-Expertise. Erfahren Sie mehr über unsere mRNA-kodierende Antikörperplattform RiboMabs.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Unser Ziel ist es, innovative Antikörper-Wirkstoff-Konjugate als eine Klasse von breit anwendbaren Präzisionstherapeutika zu entwickeln, die unserer Meinung nach eine Alternative zur herkömmlichen Chemotherapie darstellen könnten.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (Antibody-Drug Conjugates, „ADCs“) sind eine Klasse wirksamer Krebstherapien, die die Spezifität von Antikörpern mit den wirkungsvollen zellabtötenden Eigenschaften von Chemotherapeutika gegen Krebs („Payload“) kombiniert. Im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie zielen ADCs auf tumorspezifische Oberflächenproteine ab, wodurch die Auswirkungen des Payloads auf das umliegende Gewebe begrenzt und eine Off-Target-Toxizität vermieden werden kann.

Ein entscheidender Aspekt für die Wirksamkeit von ADCs ist die Stabilität der Region, die den Antikörper mit dem Payload verbindet, da sie weitgehend den Transport des Payloads zur Zielkrebszelle sicherstellt. Unser Ziel ist es, auf der Grundlage des technologischen Know-hows unseres Kooperationspartners hochstabile therapeutische Antikörper-Payload-Kandidaten mit verbesserten Transporteigenschaften zu entwickeln. Die ADC-Plattform ermöglicht es zudem auch bisher inkompatible Antikörper-Payload-Kombinationen zu generieren. Diese Eigenschaften unterstreichen das Potenzial unserer ADC-Kandidaten als Teil als einer breit anwendbaren Wirkstoffklasse der Präzisionsmedizin, die unserer Meinung nach eine Alternative zur herkömmlichen Chemotherapie darstellen könnte.

Auf einen Blick: Antikörper-Wirkstoff-Konjugate als Wirkstoffklasse in der Präzisionsonkologie

  • Kombination aus einem Antikörper, der auf tumorspezifische Strukturen abzielt, und einem zytotoxischen Wirkstoff („Payload“), um den zielgerichteten Transport des Payloads zu den Krebszellen sicherzustellen 
  • Antikörper und Payload sind durch eine Linker-Region verbunden, die die Stabilität der Verbindung definiert und somit die Abgabe der zytotoxischen Substanz gewährleistet, ohne gesundes Gewebe zu schädigen
  • Auf der Grundlage der Technologieplattform unseres Kooperationspartners wollen wir hochstabile ADC-Kandidaten entwickeln, von die im Falle einer Zulassung eine Reihe solider Tumore behandeln könnten.

Synthetische Lysine

Nachahmung der natürlichen Evolution zur Behandlung von bakteriellen Infektionen

Lysine sind antibakterielle Proteine, die die Zellwand von Bakterien auflösen und die für einzelne Bakterientypen spezifisch sind. In der Natur werden Lysine üblicherweise von Bakteriophagen produziert. Dies sind Viren, die spezifisch Bakterien infizieren, um sich in ihnen zu vermehren. Bakteriophagen nutzen Lysine im finalen Teil ihres Vermehrungszyklus, um die Zellwand der Bakterien aufzubrechen und so ihre produzierten Viruskopien zu verbreiten.

Auf der Grundlage unserer LysinBuilder™-Plattform wollen wir optimierte Lysine entwickeln, die auf diesen von Natur geschaffenen Mechanismus aufbauen und gleichzeitig  verbesserte pharmakologische Eigenschaften aufweisen. Unsere synthetischen Lysinkandidaten der nächsten Generation sind so konzipiert, die Zellwand bestimmter Bakterien abzubauen. Dabei schonen sie gleichzeitig das natürliche Mikrobiom des Körpers. Wir glauben, dass synthetische Lysine das Potenzial haben können, Antibiotikaresistenzen zu überwinden und den Behandlungsstandard bei vielen Arten von bakteriellen Infektionen zu verbessern.

Auf einen Blick: Synthetische Lysine als neue Klasse von präzisen antibakteriellen Wirkstoffen

  • Optimierte Zellwand-abbauende Proteine mit verbesserten pharmakologischen Eigenschaften zur gezielten Eliminierung von Bakterien 
  • Potenziell neuartiger therapeutischer Ansatz, um einzelne Typen von Bakterien spezifisch zu adressieren und dabei das natürliche Mikrobiom des Körpers zu schonen
  • Hohes Potenzial, die Herausforderungen von Antibiotikaresistenzen und Biofilmen zu überwinden 
  • Laborstudien haben eine hohe Wirksamkeit und Stabilität unserer synthetischen Lysinkandidaten gegen verschiedene Typen von Bakterien gezeigt

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